Sommer-gasshuku in Dresden 6./7./8. August 2018
Es war heiß, sehr heiß, aber ein Engel der Kyudogruppe Turbine Dresden hat bereits morgens um 7 Durchzug in der Halle gemacht und Unmengen von Wasserflaschen angeschleppt, und so war die Welt in Ordnung.
Am Montag konnten sich 21 Kyujin aus nah (Dresden) und ganz fern (Oslo) und vielen Orten dazwischen mit 8 Pfeilen auf die Umgebung einstellen, bevor das Yawatashi von Harada sensei auf 3 volle Tage Heki-Seminar einstimmte.
In 3er Tachi wurden 2 Pfeile vorgeschossen vor den Lehrern, die unterschiedlicher nicht sein konnten: Feliks Hoff, der nun schon fast 50 Jahre Kyudo lehrt und die Heki-Schule mit allen Sinnen verkörpert; Baer-san, der jede wichtige Vokabel Japanisch verständlich unmißverständlich übersetzte und Harada sensei, jung, bestens auf seine deutschen Schüler vorbereitet durch Mori sensei und Matsuo sensei, unbeirrbar genau im Sehen der Schwächen und Ursachen.
Und so ist es logisch, dass jeder Schütze mindestens eine treffende Korrektur erhielt. Eine großartige Gelegenheit, das eigene Tun mit dem Bogen zu verbessern. Alle waren angehalten zu schauen und zu hören, besonders als sich die vier deutschen Lehrer selbst den kritischen Blicken Harada senseis stellten. Klar, dass da die Korrekturen bereits im Mikrobereich lagen und kaum nachvollziehbar waren.
Mindestens 24 Pfeile beinhalteten die ersten Umsetzungsversuche der Korrekturen, beobachtet von den genannten Lehrern, zudem von Connie Brandl-Hoff und Dagmar Baer.
Der Dienstag begann mit dem Üben eines Basis Heki Taihai Rissha zu Dritt.
8 Pfeile lang hatte jedes Tachi Zeit sich zu synchronisieren.
Der Theorieteil folgte mit dem Thema Nobiai. Bei den vielen Details, die zu einem guten und inhaltlich ausgefüllten Nobiai führen, ist ein guter Lehrer unentbehrlich, deutlich wird das spätestens beim Hozuke, das zwar festgelegt ist, aber dennoch ähnlich wie das Zielbild feine anatomisch bedingte Nuancen zuläßt. Giraffenhals und Schweinchenkopf machten das in der Projektion anschaulich deutlich.
Selbst das Tai no warikomi, Thema etlicher Seminare zuvor, ist ein Part des Nobiai, der in dieser kurzen Zeitspanne perfekt vorbereitet werden muß.
Apropos perfekt: ein einprägsamer Satz fiel fast beiläufig:
„Das niemals-fertig-werden impliziert erst die Chance zum Steigern in jedem Zustand – Eitelkeit verhindert es!“
Unter diesem Eindruck tat es gut , mit zeitlich möglichen 50 Pfeilen zu üben oder auch Bewegungen neu aufzubauen und sich kritisch selbst zu beobachten. Ein Lehrer war immer in Sichtweite um zu helfen oder Fragen zu beantworten.
Am Mittwoch begann das Seminar erneut mit dem Taihai, dieses mal mit der knienden Form für Otoya. Dabei wurden die Unterschiede weiblich-männlich explizit herausgearbeitet und erläutert.
Im Frage-Antwort-Teil kam u.a. wieder das Tai no warikomi zur Sprache. Je fortgeschrittener der Schütze ist, um so kleiner ist die äußere Form.
Feliks demonstrierte auf sehr eindrucksvolle Weise mit bloßem Oberkörper das Zusammenspiel der Muskelgruppen, das im Hanare die Explosion zustande bringt, die den Pfeil über das Eigenvermögen des Bogens hinaus beschleunigen kann.
In der Theorie schwer eingängig wurde es nun sichtbar.
Die Übungspfeile im Anschluß daran waren teilweise aha-Erlebnisse, die nur noch reproduziert werden müssen. Wenn’s nur nicht so schwer wäre!
Eine weitere große Chance zum Lernen durch Sehen war es, dass alle Lehrer selbst sehr häufig geschossen haben, ob auf Makiwara oder Mato.
Was für ein Gasshuku! In der Abschlußrunde äußerte sich niemand unbeeindruckt.
Und der liebevollen, feinen und leckeren Betreuung durch das routinierte Dresdner Team gebührt ebenfalls ein herzliches Danke!
Bilder: Dennis und Marita